Kirmesnachlese

Ein Beitrag geliefert von Hilde Groß, Storchshof, Briefabschrift (altdeutsche Schrift):

Zunächst noch etwas von der Kirmesfeier. Wir hatten hier 6 Tanzsäle und erhielten je 3 abwechselnd Genehmigung, Lepse, Franzmichels u. Günther, dann Oche, Hannams u. Detigs. Auf Kirmesmontag- Dienstag- wurde an den Friedhof gewallt u. nach der Kirche als die Leute aus der Kirche kamen, spielte die Musik zum Tanz auf. Mittags war wohl 2 – 3 Stunden Pause. Dein Opa Franz Bub spielte auch manchmal mit uns Streichbass. Später auch dein Vater manchmal zur Abwechslung. Nach jeder 3. Tour wurde von den Musikanten auf den Manchester geklopft, worauf die Burschen ankamen u. zahlten ihr 10 Pfg. Manchmal wurde nochmals härter geklopft, wenn manche Tänzer nicht ankamen, da die Musikanten kein Essen von den Wirten bekamen, brachten die Musikantenweiber das Essen in einem Körbchen, was dann in den Zwischenpausen verzehrt wurde. Auf Kirmesmittwoch wurde dann die Kirmes begraben. Die Kirmesburschen zogen dann des Mittags durchs Dorf, auch von Wirtschaft zu Wirtschaft. Der Ochse Jakob, so ein alter Junggeselle, trug die Kötze u. wurden die gesammelten halben Kirmeskuchen, die sie da u. dort erhielten, darin verstaut, um sie später mit Kaffee zu verzehren. Die Burschen waren meistens schön blau. Nachmittags gegen 3 Uhr wurde dann der Gückel geschlagen auf der Hartmanns Wiese, wo jetzt Helmut Ottos Haus steht. Das ging so vor sich: Es wurde auf einer Entfernung von 30 Schritten ein Holzpflock aufgestellt u. ein irdener großer Topf aufgesetzt. Nachdem einer mal Schnaps getrunken u. die Augen verbunden bekam, tanzte noch einer mit ihm wohl 6 – 8 mal im Kreis herum, dann bekam er so ein 2 – 3 Meter langen Knüppel in die Hand u. wurde dann in Positur zum Topf gestellt. Er machte seine 30 Schritte und schlug zu, ins Leere, zum Gelächter aller, vieler Anwesenden, so kam der nächste dran, mit dem selben Ergebnis. So ca. 20-mal ohne zu treffen. Jedes Mal große Gaudi. Die Burschen hatten 1 oder auch 2 Gückel sich ergattert und bekam derjenige, der den Topf zerschlug, den Hahn zugesprochen. Es wurden wohl von jedem Beteiligten 10 Pfg. erhoben, wovon der Schnaps u. eventuell auch ein Fässchen Bier damit bezahlt wurde. Ein Hahnenessen u. Kaffee mit Kirmeskuchen war Abschluss

Mit Gruß L. Mihm

Zurück